Die Sonne scheint wieder und die Natur lockt mit begrünten Bäumen und Wiesen voller   Gänseblümchen. Wie schön wäre jetzt eine Fahrradtour! Doch wer auch in der kalten Jahreszeit mit seinem Drahtesel gefahren ist, wird bald feststellen, dass dieser Winterschäden davongetragen hat. LEBEN 37 hat den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Göttingen gefragt, wie man sein  Fahrrad nach dem langen Winter wieder fit macht.

Reinigen: Bevor es mit den Reparaturen losgehen kann, muss das Fahrrad erst einmal von Schmutz und Salzresten gereinigt werden. „Das geht am besten mit warmem Wasser und einem Lappen“, erklärt Rainer Worm vom ADFC Göttingen. Auf keinen Fall sollte hier ein Hochdruckreiniger zum Einsatz kommen. „Sonst wird Wasser und Schmutz in die Lager hineingepresst und beschädigt diese“, warnt Worm. Nach dem Reinigen muss das Fahrrad auf Mängel überprüft werden. „Wer das Fahrrad mal ganz genau anschaut, kann selbst Einiges entdecken“, meint Worm. Bei den Reparaturen sollte man darauf achten, alle Kleinteile in einer Box gut aufzubewahren. „Sonst findet man sie am Ende nicht wieder“, so Worm.

Kette:  Schnee und Salzwasser setzen der Kette im Winter zu und entfetten sie. Dadurch verschleißt die Kette und funktioniert irgendwann nicht mehr richtig. „Wenn die Kette quietscht, ist es höchste Eisenbahn, denn sonst fährt man sich die Zahnräder runter und muss hohe Reparaturkosten zahlen“, warnt Worm. Deshalb sollte die Kette im Winter ein bis zweimal pro Woche kontrolliert und evtuell geschmiert werden. Mit einer sogenannten Kettenlehre kann geprüft werden, ob die Kette noch etwas taugt. Dazu stellt man das Werkzeug auf die Kette. Fallen die hervorstehenden Spitzen tief in die Zwischenräume, sollte sie ausgetauscht werden. Wer kein solches Werkzeug hat, kann überprüfen, ob die Kette fest an den Zahnrädern der Kettenblätter anliegt. Ist dort zu viel Luft, muss sie erneuert werden. Auch wenn die Kette noch funktioniert, sollte man sie beim Frühjahrscheck schmieren. „Dazu braucht man ein mineralisches Öl, das einerseits so dünnflüssig ist, dass es in die Bolzen und Röllchen der Kettenscharniere eindringen kann, andererseits aber so klebrig, dass es auf der anderen Seite nicht wieder rausläuft“, erklärt Worm. Ein solches Öl könne man beim ADFC Göttingen für einen Bruchteil des normalen Ladenpreises erwerben. Nach dem Schmieren sollte man die Kette auf jeden Fall mit einem Lappen grob abwischen, denn sonst kann diese später durch anhaftende Schmutzpartikel wie durch einen Schmirgeleffekt beschädigt werden.

Schrauben: Das winterliche Salzwasser kann auch den Schrauben zugesetzt haben. „Wenn sich eine Schraube nicht lösen lässt, kann man Kriechöl drauftun und dieses im Gewinde einwirken lassen“, rät Worm. Wenn dies nicht helfe, bestehe die Gefahr, dass sie wahrscheinlich beim Drehen abreißt. Um dem vorzubeugen, sollte man bei Montagearbeiten die Schrauben gleich vorm Eindrehen fetten und lieber keine Schrauben verwenden, die man mit einem Schraubendreher öffnen muss.

Bremse: Wenn die Bremsen nicht mehr richtig funktionieren, sind wahrscheinlich die Bremsklötze an den Seiten der Räder abgenutzt, die Bremse schlecht eingestellt oder die mit den Bremsklötzen verbundenen Drahtseile (Bowdenzüge) oxidiert. Hat man ein Fahrrad, bei dem die Außenzüge ausgehängt werden können, sollten die Innenzüge gereinigt und nachgefettet werden, damit kein Wasser zwischen Außenhülle und „Drähte“ laufen kann.

Beleuchtung: Es ist zwar jetzt länger hell, aber auch in der warmen Jahreszeit muss das Licht funktionieren. Wenn dem nicht so ist, kann dies an den Glühbirnen, am Dynamo oder an den Kabeln liegen. Nach dem Winter sind oft die Kabelenden und Anschlüsse der Lampen oxidiert. „Wenn man den Kontakt der Lampe hin- und her bewegt, funktioniert sie manchmal schon wieder“, rät Rainer Worm.

Reifen: Wenn der Reifendruck zu gering ist, werden die Fahrradtouren richtig anstrengend. Deshalb muss man die Reifen immer gut aufpumpen. „Ein gut aufgepumpter Reifen ist knallhart und hat drei bis vier Bar Luftdruck, Angaben befinden sich seitlich auf den Reifen“, erklärt Worm. Eine normale Luftpumpe reiche da oft nicht aus und es lohne sich, eine teurere und hochwertigere zu kaufen. Es sollte auch überprüft werden, ob die Staubkappen noch auf den Ventilen sitzen. „Sonst kann Schmutz eindringen und dann schließt das Ventil nicht mehr richtig“, so Worm.

Wer trotz der Tipps Hilfe benötigt oder einfach nicht das passende Werkzeug besitzt, findet diese donnerstags von 17:30 bis 20:00 in der Werkstatt des ADFC Göttingen. „Hier können die Leute nicht nur ihr Fahrrad reparieren, sondern sich auch Wissen aneignen“, erklärt Rainer Worm. Bei den meisten Reparaturschritten müssen die Besucher nämlich selbst mit anpacken – und deshalb nur eine Spende von 4,- Euro pro Stunde zahlen. Allerdings können bei einigen Rädern auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter des ADFC mit ihrem kompetenten Fachwissen nicht mehr weiterhelfen. „Bei billigen Fahrrädern aus dem Supermarkt können wir manchmal gar nicht empfehlen, noch in eine Reparatur zu investieren“, meint Worm. Besser sei es, gleich beim Fahrradkauf auf eine gute Qualität zu achten. „Wenn es zu billig ist, hält es nicht lange“, meint Worm. Mit einem teureren Fahrrad habe man dagegen jahrzehntelang Fahrspaß.

Wer seine Fahrradkenntnisse vertiefen möchte, kann in diesem Jahr Technikkurse beim ADFC besuchen. in kleinen Gruppen lernen die Teilnehmer ihr Fahrrad von Grund auf kennen. Bis Oktober bietet der ADFC außerdem regelmäßig Fahrradtouren mit interessanten Ausflugszielen an: so wird unter anderem hinter die Kulissen von Bio-Bäckereien geschaut, Kirchen und Orgeln besichtigt und ein Apfel- und Birnenmarkt besucht. Die Touren und Technikkurse werden in der neuen Broschüre des ADFC Göttingen, Northeim und Einbeck angekündigt. Diese enthält auch Artikel zum Thema „Fahrrad“ und einen Fahrradpass, mit dem man sein Fahrrad im Falle eines Diebstahls besser identifizieren kann. Sie liegt in Fahrradgeschäften aus, kann beim ADFC abgeholt oder im Internet unter www.adfc-goettingen.de angeschaut werden.

 

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