Zwischen Kassel und Göttingen passiert die „Deutsche Märchenstraße“ den Reinhardswald: Knorrige, fast 1000-jährige Eichen prägen den ehemaligen Hutewald, der zugleich eines der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands ist.
Es gibt viele Wälder in Deutschland, vor allem in Nordhessen – und so muss es nicht wundern, wenn man nicht sofort jeden Wald gesondert wahrnimmt. Wald ist Wald! Oder? Der Reinhardswald jedoch ist anders und es lohnt sich unbedingt, ihn kennen zu lernen. Er liegt im Landkreis Kassel, zwischen dem schmucken Kurort Bad Karlshafen und Kassel. Wer die heimische Natur in seiner heute denkbar natürlichsten Form mag, ist hier genau richtig. Der Reinhardswald ist zwar keinesfalls ein Überbleibsel uralter und dichter Laubwälder aus der Zeit der Germanen, sondern ebenso wie jeder andere Wald in diesem Land vom Menschen kultiviert. Dennoch ist das, was hier als Urwald bezeichnet wird, Teil eines sehr alten Mischwaldes, der überwiegend von Buchen und Eichen bewachsen ist und somit ein gutes Gefühl davon vermitteln kann, wie unsere Wälder einst aussahen.
Noch vor hundert Jahren trieb man hier Schweineherden unter die alten Hutebäume, damit diese sich in schönem Ambiente fett fressen konnten. Dieses schöne Ambiente hat sich bis heute erhalten und lässt sich in keiner Weise vergleichen mit den monoton, in Reih und Glied stehenden Fichtenwäldern, die sonst überall in Deutschland das Bild des Waldes prägen. Hier wächst zumindest seit ein paar Jahrhunderten die Fauna so, wie sie wachsen möchte, und erhält damit ganz beiläufig einen urtümlichen, geheimen und spannenden Charakter eines mitteleuropäischen Urwaldes, der längst zahlreiche Besucher, Wanderer und Naturliebhaber anlockt und begeistert. Es kursieren viele Mythen im und um den Reinhardswald. Auch die eigene Fantasie wird hier angeregt. Man kann gar nicht anders, als sich von diesem Märchenwald mitreißen zu lassen. Viele der grimmschen Märchen sind wohl inspiratorisch direkt oder indirekt auf diesen Wald zurückzuführen. Auch andere Sagen, wie die von der Weißen Frau vom Ahlberg oder die dunklen Erzählungen über den Wolfsgarten machen den Wald zu einem mythologisch angehauchten Ort. Läuft man mit einigermaßen offenem Herzen durch den Reinhardswald, so fühlt man sich sofort in eine Märchenwelt versetzt.
Der Reinhardswald ist mit seinen mehr als 20.000 Hektar der größte zusammenhängende Wald in Hessen und eine der am dünnsten besiedelten Landschaften Deutschlands. Darüber hinaus befindet sich hier der vielleicht älteste Baumbestand im waldigen Deutschland, was vor allem schön anzusehen ist und im Schatten majestätischer Baumgiganten am Besten mit allen Sinnen genossen werden sollte. Besonders für Wanderer und Naturliebhaber stellt der Reinhardswald ein echtes Eldorado dar, denn er ist durchzogen mit zahlreichen Wanderwegen und beeindruckenden Sehenswürdigkeiten. Dabei bewegt man sich dann auch häufig auf jahrhundertealten Handelsstraßen und noch älteren Hohlwegen, die sich unentwegt durch die tiefen Baumschluchten schlängeln. Ein außergewöhnlicher Ort, der für Groß und Klein ein abenteuerliches Erlebnis bietet. Neben dem Urwald im Reinhardswald lohnt es sich, das nahe liegende Dornrösschen-Schloss zu besuchen. Ein sehr gutes Restaurant lädt hier ein zum kulinarischen Erlebnis und lässt den Ausblick über das gesamte Umland auf der weitläufigen Terrasse mit malerischem Ausblick genießen. Der an das Schloss angrenzende Tierpark Sababurg wurde bereits im 16. Jahrhundert gegründet und ist Deutschland älteste zoologische Einrichtung. Auch hier kann man bei ausgedehnten Spaziergängen entspannte Sonntage wunderbar ausklingen lassen und dessen Charme genießen.
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