Abseits der zentralen Fußgängerzone liegt das Esprit. Für den Passanten mag es durch das Schaufenster klein und schmal wirken, doch wenn er eintritt, erwartet ihn ein großer Raum mit üppig ausgestatteter Bar und ein gemütlicher, auf Kies ruhender, Innenhof. Zufriedene Gäste – das ist der nicht unübliche Anspruch des Eigentümers Robert Vogel. Um diese Zufriedenheit zu gewährleisten, kümmert er sich mit seinem Team und größtmöglichem Aufwand um jeglichen Sonderwunsch. „Sonderwünsche sind interessant, weil sie zeigen, dass der Gast weiß, was er will.“ Was nicht bedeutet, dass jeder ohne Einschränkungen mit Schnitzel und Pommes bedient wird oder nach Belieben günstigere Kinderportionen bestellen kann. Es bedeutet vielmehr, dass der Service umfangreich und langfristig ist: Wer frühstücken will, kann das bis 23 Uhr tun. Wenn die Tische um ein Uhr nachts leer sind, wird trotzdem erst, wie vorgesehen, um zwei Uhr geschlossen, denn es könnte ja noch jemand kommen. Und hat jemand neue Ideen für ein Cocktail-Upgrade, werden diese auch ausprobiert.

Weil die Zielgruppe nicht ausschließlich aus Studenten besteht – laut eigener Umfrage sind die Gäste zwischen 5 und 95 Jahre alt – hat sich das Esprit eine Nische zu Eigen gemacht, die es mit der aktuellen Besetzung seit April 2004 bedient. Man müsse ja auch den Absolventen und übrigen Göttinger Einwohnern was bieten, so Vogel. Es geht ihm nicht darum, Sitzplätze zu vermieten: „Wir verkaufen Gefühle.“ Wer hier einkehrt, ist Gast, nicht Kunde. Für etwas mehr Geld als in anderen Göttinger Kneipen kann man sich betrinken, und das auf hohem Niveau: Wer sich einen guten Cocktail zu Gemüte führen möchte, hat nicht nur die Qual der Wahl, sondern darüber hinaus eine Barchefin, die ihr Metier bestens beherrscht und sogar eine beratende Funktion für Unschlüssige einnehmen kann. Mit den Spirituosen (70 verschiedene Whiskey-, Rum- und Ginmarken) ist die Palette aber längst nicht erschöpft. Eine Menge Kaffee- und Teesorten befinden sich ebenfalls im Sortiment. Dass sich das Esprit nicht mitten in der Göttinger Fußgängerzone sondern parallel dazu befindet, unterstreicht die Geschäftsphilosophie. Die Einrichtung ist schnörkellos, aber kreativ Die Bar zeigt, was sie zu bieten hat, wirkt aber nicht protzig. Der Raum ist groß, aber nicht pompös. Hier wird nicht gesoffen, hier wird sich gepflegt angeheitert. Das Esprit verkörpert keine Hipster-Kneipe, sondern ein Wohlfühl-Konzept, das in erster Linie qualitativen Genuss transportiert. Es hält die Waage zwischen bescheidener Zurückhaltung und schickem Etablissement.

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