Mitglied einer Girlband: Mit Queensberry lebte die damals 19-jährige Göttingerin Leo Bartsch den Traum vieler junger Mädchen. Nach vier Jahren entschied sie sich, auszusteigen. Heute konzentriert sich Leo auf ihr Studium, für das sie nach Berlin gezogen ist. Trotzdem kommt der ehemalige Popstar regelmäßig zurück in die Heimat zu Familie, Freunden und alten Erinnerungen.
Würdest du, mit der Erfahrung, die du gemacht hast, noch mal einer Castingshow teilnehmen?
Leo Bartsch: Mit all den Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren im Musikgeschäft gesammelt habe, würde ich nicht noch einmal bei einer Castingshow mitmachen. Wenn ich aber acht Jahre zurück blicke, und mich als 17-jähriges Mädchen sehe, dessen größter Traum es war, auf der Bühne zu stehen, würde ich sagen: Ja. Reflektierend kann ich sagen, dass ich ohne Popstars heute nicht da stehen würde, wo ich bin und auch nicht der Mensch wäre, der ich heute bin.
Als Popstar wird man geliebt oder gehasst: Wie geht man damit um?
Leo Bartsch: Es ist manchmal sehr schwer, sich mit der öffentlichen Meinung konfrontieren zu müssen. Als ich noch jünger war, bin ich oft mit einer „Scheiß-egal-Einstellung“ an die Sache gegangen. Heute nehme ich mir komischerweise vieles mehr zu Herzen als damals. Aber wenn mal wieder zu viel Negatives auf mich einstürzt, halte ich mich an meine Freunde und meine Familie, die ganz genau wissen, wer ich bin, und denen ich nichts beweisen muss.
Du bist Mitglied des Duos RESAID – was hat es damit auf sich?
Leo Bartsch: RESAID ist mein neues Musikprojekt, an dem ich das letzte Jahr über gearbeitet habe. Ich habe mir nach meinem Ausstieg bei Queensberry bewusst Zeit genommen, mich zurückgezogen aus der Öffentlichkeit. Diese Zeit tat wahnsinnig gut, ich konnte ganz bewusst die letzten Jahre verarbeiten und überlegen, wo ich hin will. Als dann die Anfrage für ein neues Projekt kam, habe ich mich bereit gefühlt. Es ist schön, wieder Musik zu machen, vor allem mit einer so netten Kollegin wie Tamy.
Du bist nicht nur Sängerin, sondern auch Songwriterin. Könntest du dir vorstellen, ein Solo-Album aufzunehmen, auf dem du die Stücke selbst geschrieben hast?
Leo Bartsch: Als Songwriterin zu arbeiten war immer ein toller Ausgleich zum Girlgroup-Leben. Bisher habe ich vor allem für andere Künstler geschrieben. Ich habe aber auch den ein oder anderen Song auf meinem Laptop, den ich für mich aufhebe, weil er zu persönlich ist. Ob aus solchen Songs irgendwann mal ein Album entsteht, wird sich zeigen.
Mittlerweile studierst du Literatur- und Musikwissenschaft. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Leo Bartsch: Das Musikgeschäft kann manchmal sehr einseitig sein, um nicht zu sagen oberflächlich. Ich sehnte mich aber nach mehr Substanz in meinem Leben. Ich möchte mich gerne weiterbilden, mich mit etwas richtig gut auskennen und einen akademischen Abschluss haben.
Könntest du dir vorstellen, dich wieder vollständig auf eine Musikkarriere zu konzentrieren oder siehst du das Ganze inzwischen eher als Hobby?
Leo Bartsch: Musik ist sowohl mein Hobby als auch mein Beruf. Das Studium mache ich sowohl aus Leidenschaft als auch aus Vernunft. Ich schaue einfach, wie sich alles entwickelt. Selbstverständlich freue ich mich, wenn unser Album „Acoustic Adventures“ gut ankommt, ich muss aber nicht zwangsläufig erfolgreich sein, um auch glücklich zu sein.
Du lebst und studierst in Berlin. Zieht es dich manchmal noch zurück nach Göttingen?
Leo Bartsch: Ja, auf jeden Fall! Berlin ist meine neue Wahlheimat, in der ich mich sehr wohl fühle. Davor habe ich in Hamburg und Köln gelebt. Man könnte also behaupten, dass ich etwas rastlos bin. Daher genieße ich es, alle paar Monate nach Hause zu fahren, meine Eltern zu besuchen und einfach mal ein wenig zur Ruhe zu kommen.
Was macht Göttingen für dich unersetzlich?
Leo Bartsch: Es ist nun mal meine Heimat, das ist einfach unersetzlich. Es gibt keinen Ort auf der Welt, der sich so sehr nach Zuhause anfühlt. Die Vertrautheit und zum Teil auch Verträumtheit sind beruhigend für mich und ich genieße es, dass man auch einfach mal auf der Straße vertraute Gesichter sieht, das passiert einem in der Großstadt so selten. Jede Ecke ist behaftet mit Erinnerungen und das macht es einzigartig.
Wie verbringst du deine Zeit in Göttingen?
Leo Bartsch: Meistens entspanne ich bei meinen Eltern und gehe mit meiner Mama ein wenig bummeln. Ich treffe mich mit Freunden, die noch in Göttingen wohnen oder die zufällig zur gleichen Zeit auf Heimatbesuch sind. Ich versuche meine Zeit dort mit Menschen zu verbringen, die mir wichtig sind, und die ich sonst nicht so häufig sehe.
Hast du einen Lieblingsort in Göttingen, den du immer wieder besuchst?
Leo Bartsch: Ich bin zwar in Göttingen geboren und zur Schule gegangen, habe dort die Ballettschule besucht, Geigenunterricht gehabt, meinen Führerschein gemacht und den Großteil meiner Freizeit dort verbracht, aber aufgewachsen bin ich ja streng genommen in Bernshausen am Seeburger See. Das ist mein kleines Stück Paradies, ich fühle mich so wahnsinnig verbunden mit diesem Ort, dem See, den Feldern und auch meinem Elternhaus, dass ich dort tatsächlich viel Zeit verbringe.
Welche Pläne hast du für die Zukunft, welche Träume sind (noch) unerfüllt?
Leo Bartsch: Ich gestatte mir derzeit das erste Mal in meinem Leben keine konkreten Pläne für die Zukunft zu machen und das fühlt sich ziemlich heilsam an. Einen Traum, den ich mir hoffentlich in den nächsten Jahren erfüllen werde, ist eine längere Weltreise zu machen und Surfen zu lernen.
Eichsfelder Stracke oder Berliner Currywurst?
Leo Bartsch: Currywurst.
Gänseliesel oder Brandenburger Tor?
Leo Bartsch: Gänseliesel.
Leo Bartsch: Sneakers.
Leo Bartsch: Vor ein paar Jahren hätte ich „Karriere“ gesagt, aber da ich kürzlich Tante geworden bin und das Gefühl, meinen kleinen Neffen auf dem Arm zu halten einfach unbeschreiblich ist, sage ich inzwischen: Kind.
Leo Bartsch: Bücher.
Wenn ihr wissen wollt, was Leo in Berlin so treibt und wie sich ihr neues Musik-Projekt RESAID entwickelt, schaut am besten auf ihrer offiziellen Facebook-Seite oder der Homepage von RESAID vorbei.
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